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Die Herausforderungen und Chancen unserer Zeit

Die Zustimmung zu diakonischem Handeln, für diakonische Träger und Einrichtungen ist sehr hoch. Dies zeigt unter anderem die Studie zur Kirchenmitgliedschaft der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von 2014 . Und sie belegt auch, dass insbesondere in der Diakonie der Glaube für die Menschen sicht- und erlebbar wird. Das Vertrauen, das den Angeboten der diakonischen Träger und Einrichtungen entgegen gebracht wird, ist entsprechend groß.
Dies gilt auch in einem Umfeld, in dem die Bindung an die christlichen Kirchen abnimmt. Die steigende Zahl von Menschen ohne oder mit einem anderen Glauben stellt die Diakonie vor neue Aufgaben.

Das Zusammenleben in unserer Gesellschaft ändert sich grundlegend: Die Menschen werden älter, sie haben andere Ansprüche an Infrastruktur und soziale Dienste und sie ziehen verstärkt in Städte und Ballungsräume. Die diakonischen Unternehmen versuchen, auf diese Vielzahl von Herausforderungen passende Lösungen zu finden.
In den letzten Jahrzehnten haben sich zudem die Rahmenbedingungen für den Dienstleistungssektor in Deutschland grundlegend geändert. In Europa ist ein Binnenmarkt entstanden. Auf diesem wollen sich die diakonischen Unternehmen behaupten und ihn mitgestalten. Neue Geschäftsmodelle und Finanzierungswege sind notwendig. Und auch die Digitalisierung wird dazu beitragen, dass sich die Arbeitswelt ändert und neue Dienstleistungen und Angebote von diakonischen Unternehmen entstehen.
Auch die Interessen der in der Diakonie Beschäftigten sind vielfältig: Einerseits belegen die oft langen Betriebszugehörigkeiten eine hohe Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden. Andererseits stellen Wünsche nach Teilzeitbeschäftigung, diskontinuierliche Erwerbsbiografien, Förderung der Beschäftigungsfähigkeit bestimmter Personengruppen, Inklusion, lebenslanges Lernen, Gesundheitsförderung und Mobilität die diakonischen Dienstgeber vor erhebliche Herausforderungen.

Der VdDD stellt sich diesen Aufgaben und gestaltet entsprechende Prozesse aktiv mit – zum Wohle der Klienten und mit einem klaren christlichen und unternehmerischen Profil. Er setzt sich für zeitgemäße Arbeitsrechtsregelungen sowie die friedliche und konsensorientierte Gestaltung der Arbeitsbedingungen mit einem fairen Interessensausgleich – wie sie der Dritte Weg bietet – ein. Der Dritte Weg mit seiner spezifischen Form der Gestaltung der Arbeitsbedingungen in Kirche und Diakonie ist Ausdruck einer praktischen und gelebten Subsidiarität. Eine nachhaltige Personalwirtschaft, die dem Gedanken der Dienstgemeinschaft verpflichtet ist, kann auch zukünftig das Angebot diakonischer Einrichtungen und faire Arbeitsbedingungen sichern.

» Der demografische Wandel

Der demografische Wandel ist inzwischen in vielen Regionen Deutschlands Realität.

Neue Antworten für steigenden Pflegebedarf

Die Menschen bleiben länger fit, leistungsfähig und werden älter. Diesen Fortschritt verdanken wir auch neuer medizinischer Technik und einer umfassenden Versorgung. Allerdings nimmt die Zahl jüngerer Leistungsträger ab – trotz Zuwanderung und zuletzt steigender Geburtenzahlen. Unsere Gesellschaft altert. Immer mehr Menschen werden länger auf Pflege angewiesen sein. Der Pflegebedarf steigt.

Perspektivwechsel: Die diakonischen Träger und Einrichtungen erkennen diese Problematik und passen ihre Versorgungskonzepte darauf an: weg vom früheren „Anstaltsgedanken“, hin zu mehr Selbstbestimmung und individuellen Lösungen. Immer öfter werden zum Beispiel Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderungen oder Pflegebedürftige direkt im Ortskern eröffnet. So sind die Wege kürzer und Inklusion wird in der Gesellschaft erfahrbar. Eine Fülle ambulanter Angebote trägt darüber hinaus dazu bei, dass pflegebedürftige Menschen länger in ihrem gewohnten Umfeld leben können.

» Unterschied zwischen Land und Stadt

Diakonische Einrichtungen gibt es in ganz Deutschland – in Metropolen genauso wie im ländlichen Raum. Dies spiegelt den diakonischen Anspruch wider, überall und situationsgerecht für Menschen in Not da zu sein.

Diakonische Dienste sind vor Ort präsent

Seit einigen Jahren ist ein klarer Trend erkennbar, nachdem immer mehr Menschen in die großen Ballungsräume und Städte ziehen. Dies bringt Probleme für die meist älteren Menschen in ländlichen Regionen mit sich. Die Infrastruktur vor Ort wird reduziert. Auch für die diakonischen Unternehmen ergeben sich aus diesen Wanderungstendenzen neue Situationen: Träger in den beliebten Zentren müssen rasch ihre Kapazitäten aufstocken, Einrichtungen im ländlichen Raum unter Umständen ihre Angebote überdenken und neu ausrichten.

Perspektivwechsel: Die Diakonie ist immer da, wo sie gebraucht wird. Auch in Landstrichen, in denen nur noch wenige Menschen leben, engagieren sich diakonische Einrichtungen und versuchen mit neuen Konzepten, ihren betreuerischen und pflegerischen Aufgaben nachzukommen. So ermöglichen beispielsweise dezentrale, quartiersbezogene Angebote eine gute Versorgung in der Fläche und leisten zugleich einen Beitrag dazu, dass möglichst viele Orte in Deutschland lebenswert bleiben. Die Klienten profitieren von der räumlichen Nähe zu ihrem Heimatort und bleiben dort verankert.
Einige diakonische Träger spezialisieren sich zudem auf ausgewählte soziale Dienste, die vor Ort besonders stark nachgefragt werden. Oder sie schaffen Zentren in ihrer Region, in denen eine umfassende Betreuung und Begleitung gewährleistet werden kann. Beispiele dafür gibt es u.a. in der Palliativpflege oder in Krankenhäusern.

» Die Rollen von Kirche und Diakonie

Die Gesellschaft in Deutschland ist nach wie vor christlich geprägt. Allerdings nimmt die traditionelle Bindung an die Institution „Kirche” aktuell ab.

Strukturellen Veränderungen Rechnung tragen

Menschen aus fremden Kulturen bringen außerdem ihre Religionen nach Deutschland. Die religiöse Vielfalt ist in den letzten Jahren größer geworden.

Perspektivwechsel: Die diakonischen Dienste der evangelischen Kirche(n) erfahren über Religionsgrenzen hinweg große Anerkennung. Hier wird christlicher Glaube auch für Menschen erlebbar, die bislang nur wenig oder keine Berührung mit der evangelischen Kirche hatten. Die Vermittlung christlicher Werte und die Haltung diakonischer Träger können dazu beitragen, „Kirche“ und „Glauben“ in einem anderen Umfeld wahrzunehmen. Deswegen ist die Diakonie für die Kirche als „Türöffner“ und als „Übersetzer“ wichtig und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verkündigung der Botschaft des Evangeliums. Dieses Potenzial wollen die diakonischen Träger weiter nutzen und ausbauen. Sie sind dem Evangelium verpflichtet und verstehen sich als „handelnde“ Kirche.

In einem zunehmend säkularen Umfeld kommt dem evangelischen Profil diakonischer Einrichtungen eine besondere Bedeutung zu. Alle Mitarbeitenden und Leitenden – die Dienstgemeinschaft – transportieren die christliche Botschaft in ihrem täglichen Handeln. Dies ist auch Ausdruck des Priestertums aller Gläubigen. In der Regel stellen die diakonischen Träger deshalb Mitarbeitende ein, die Mitglied einer christlichen Kirche sind.

Unter Umständen kann es allerdings notwendig sein, Fachkräfte einzusetzen, die keinen oder einen anderen Glauben leben, zum Beispiel wenn es um die Pflege und Betreuung von nicht-christlichen Migranten geht. Denn der christliche Auftrag richtet sich an alle Menschen – unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion.

Gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Diakonie Deutschland diskutiert der VdDD diese Thematik. Die Frage nach den sogenannten „Loyalitätsobliegenheiten“, also danach, wer in welcher Funktion für Kirche und Diakonie tätig sein darf, ist vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Änderungen zentral. Unterschiedliche Lösungen werden erörtert, um den strukturellen Veränderungen Rechnung zu tragen.

» Profilierte Personalwirtschaft – Dienstgemeinschaft leben

Die Zusammensetzung der Mitarbeitenden und Leitenden – der Dienstgemeinschaft – ändert sich ebenfalls. Sie wird vielfältiger und heterogener. Daraus ergeben sich unterschiedliche Wünsche an individuelle, flexible Lösungen seitens der Dienstnehmer. Die diakonischen Unternehmen entwickeln darauf neue Antworten und gelten auch deshalb als beliebte Dienstgeber.

Attraktive Arbeitsbedingungen in der Diakonie

Die Mitarbeitenden werden im Durchschnitt älter und die Anforderungen an ihre Arbeit ändern sich. Neue Technik, andere Fördermöglichkeiten etc. erfordern neue Fähig- und Fertigkeiten.

Perspektivwechsel: Viele Dienstnehmer finden in ihrer täglichen Arbeit eine erfüllende und sinnstiftende Tätigkeit. Die diakonischen Dienstgeber unterstützen sie dabei, diese möglichst lange und gesund ausüben zu können.

So bieten viele Einrichtungen ein ganzheitlich angelegtes betriebliches Gesundheitsmanagement an, das neben Sport und Ernährung auch Fragen von Führungskultur und geistige Impulse beinhaltet. Darüber hinaus forschen einige diakonische Träger an neuen Techniken, die den Arbeitsalltag erleichtern können.

Attraktive Arbeitsbedingungen, die neben guten Verdiensten auch Sonderleistungen wie eine vollständig bzw. überwiegend vom Dienstgeber finanzierte Altersvorsorge oder Zuschläge umfassen, tragen dazu bei, dass diakonische Einrichtungen beliebte Dienstgeber bleiben. Die diakonischen Unternehmen ermöglichen zudem vielen Mitarbeitenden, Beruf und Familie flexibel zu vereinbaren. Zahlreiche Fort- und Weiterbildungsangebote können genutzt werden, auch um sich für die Übernahme von Leitungsfunktionen zu qualifizieren. Diese Maßnahmen helfen, engagierte Mitarbeitende für die Diakonie zu gewinnen und zu halten.

Die diakonischen Träger eröffnen aber nicht nur hoch qualifizierten Mitarbeitenden gute Perspektiven. Auch Menschen mit geringer Qualifikation erhalten in vielen diakonischen Einrichtungen die Chance auf einen regulären Arbeitsplatz in einem wertschätzenden Umfeld.

» Neue Arbeitswelt annehmen und gestalten

Die aktuellen Änderungen in der Arbeitswelt bringen für Mitarbeitende viele Erleichterungen. Flexiblere Arbeitszeitmodelle etablieren sich, digitale Möglichkeiten vereinfachen die Kommunikation, körperlich schwere Arbeiten werden durch technische Hilfen leichter. Die neue Arbeitswelt stellt an die Mitarbeitenden – und an die Dienstgeber – aber auch neue Herausforderungen. Diese spiegeln sich in arbeitsrechtlichen und tarifpolitischen Lösungen wider.

Kirchliches Arbeitsrecht setzt auf Dialog

In der Diakonie gilt das kirchliche Arbeitsrecht. Die Diakonie setzt damit auf Konsens und Dialog zwischen Dienstgebern und Dienstnehmern, denn alle sind Teil der Dienstgemeinschaft. Der unbedingte Dienst am Menschen, die Hilfe für Schutzbedürftige jederzeit und überall, stehen in der Kirche und der Diakonie an erster Stelle. Alle Mitarbeitenden ziehen – unabhängig von ihrer beruflichen Stellung – an demselben Strang: Sie wollen den hilfesuchenden Menschen bestmöglich helfen und sie unterstützen. Das ist Teil des christlichen Selbstverständnisses.

Konkret bedeutet das, dass alle Arbeitskampfmaßnahmen von Dienstgebern und -nehmern ausgeschlossen sind. Dazu gehören auch Streik und Aussperrung. Denn materielle Verteilungskonflikte werden in der Diakonie nicht auf dem Rücken der Hilfebedürftigen, von Kindern oder Eltern bzw. Angehörigen, also zulasten unbeteiligter Dritter, ausgetragen. Die Diakonie will da sein, wo sie gebraucht wird.

Deswegen werden die Arbeitsbedingungen in Arbeitsrechtlichen Kommissionen verhandelt, die zu gleichen Teilen mit Dienstnehmervertretern und Dienstgebervertretern besetzt sind. Ziel in diesen Kommissionen ist es, einen fairen und friedlichen Interessensausgleich zu erreichen. Sollte es in den Gesprächen zu keiner Verständigung kommen, kann ein unabhängiger Schlichter angerufen werden. Seine Entscheidungen sind verbindlich.

Perspektivwechsel: In der Diakonie wurden in den letzten Jahren Arbeitsvertragsrichtlinien entwickelt, die den Anforderungen sozialer, kirchlicher Dienste gerecht werden. Die Bindung an diese ist sehr hoch: 90 Prozent aller diakonischen Unternehmen wenden sie an. Die Tätigkeiten in den diakonischen Arbeitsvertragsrichtlinien unterscheiden sich grundlegend von Verwaltungsaufgaben, wie sie der Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TVöD) abbildet.

Generell hat die Tarifbindung im sozialen Sektor allerdings in den letzten Jahren drastisch abgenommen. Der TVöD hat seine frühere Leitfunktion zum Beispiel auch in der Altenpflege verloren. Das liegt daran, dass viele einst kommunale Häuser an privat-gewerbliche Anbieter verkauft wurden – um Personalkosten zu reduzieren und die Häuser wirtschaftlich zu führen. Gleichzeitig bietet dieser Tarif für junge, qualifizierte Mitarbeitende kaum Anreize.

Dies ist zum Beispiel bei den Arbeitsvertragsrichtlinien der Diakonie Deutschland anders. Die Einstiegsgehälter für Fachkräfte sind hier sehr gut. Zu einem guten Grundgehalt kommen noch diverse Zuschläge, z.B. für Kinder oder die Pflegezulage, hinzu. Außerdem gibt es in der Diakonie – verpflichtend in allen Tarifwerken – eine Altersvorsorge, die vollständig oder größtenteils von den Dienstgebern getragen wird. Auf diese Weise können Mitarbeitende im Ruhestand oft mit einer zusätzlichen Rente von mehreren hundert Euro im Monat rechnen.

» Wettbewerb auf dem deutschen Sozialmarkt sorgt für mehr Transparenz und Kundenorientierung

Seit der Einführung der Pflegeversicherung 1995 haben sich die Vorzeichen des Wirtschaftens im Sozialbereich in Deutschland grundlegend geändert. Damals wurde das sogenannte Selbstkostendeckungsprinzip abgeschafft, nach dem alle anfallenden Ausgaben von den Kostenträgern, den Sozialkassen, refinanziert wurden.

Geänderte Rahmenbedingungen

Die Erstattung der angefallenen Kosten erfolgte früher unabhängig davon, ob eine Einrichtung hohe oder niedrigere Qualitätsstandards erfüllte, ob sie wirtschaftlich arbeitete oder nicht. An die Stelle des Selbstkostendeckungsprinzips traten seit 1995 unterschiedliche Vergütungen für soziale Dienste, im Krankenhaussektor zum Beispiel die sogenannten DRGs, die „Fallpauschalen“.

Die Änderung der Rahmenbedingungen führte zu einem neuen Wettbewerb zwischen kommunalen, frei-gemeinnützigen und privat-gewerblichen Anbietern. Es entstand erstmals ein „sozialer Markt“, der zwar nach wie vor stark durch staatliche Vorgaben reguliert ist, dennoch aber einen Wettbewerb zwischen unterschiedlichen Leistungserbringern ermöglicht und erfordert. Da in den sozialen Diensten die Kosten für Personal vergleichsweise hoch sind (z.B. in der Pflege zwischen 70 und 80 Prozent der Aufwendungen), entwickelte sich auch ein Lohnkostenwettbewerb.

Perspektivwechsel: Diese Umstrukturierung verlangte ein Umdenken in diakonischen Einrichtungen. Denn nun müssen sie sich neben anderen Anbietern behaupten und im Wettbewerb nicht nur bestehen, sondern auch die Klienten und weitere Kostenträger von ihren Angeboten überzeugen. Mehr Transparenz, mehr Kundenorientierung und mehr Effizienz waren und sind die Folge. 

» Der europäische Binnenmarkt

Seit den frühen 1990er Jahren gibt es einen europäischen Binnenmarkt, der auch die Dienstleistungsfreiheit umfasst.

Neue Ideen durch europäischen Wettbewerb

Das bedeutet, dass Unternehmen eines Mitgliedstaates der EU sich auch wirtschaftlich in anderen europäischen Ländern betätigen dürfen. 

Perspektivwechsel: Diakonische Unternehmen dürfen in allen EU-Ländern ihre Dienstleistungen anbieten. Sie können u.a. Altenhilfeeinrichtungen für im Ausland lebende Deutsche betreiben. Allerdings müssen sie sich auch zunehmend mit europäischen Wettbewerbern in der Bundesrepublik messen: Neue Ideen, Innovationen und Wettbewerbsdruck halten auf diese Weise Einzug in etablierte Sozialunternehmen.

Zudem profitieren diakonische Einrichtungen von der Arbeitnehmerfreizügigkeit. Stark nachgefragte Fachkräfte, wie Pfleger und Ärzte, aus anderen EU-Staaten können eingestellt werden und helfen so, die Versorgung der Klienten flächendeckend zu gewährleisten. Ihre berufliche Eingliederung erfordert zugleich besondere Anstrengungen.

» Die Klienten im Blick behalten: Kosten der Sozialsysteme prüfen

Durch den demografischen Wandel werden zukünftig weniger Menschen in die Sozialkassen einzahlen. Gleichzeitig steigen die Kosten des Sozialsystems stark: Die höhere Lebenserwartung, die kostenintensive Technik zum Beispiel in der Medizin, aber auch Tarifsteigerungen und höhere Lohnnebenkosten müssen finanziert werden. Ansprüchen nach mehr und besseren Leistungen stehen eher rückläufige Etats gegenüber.

Betreuung und Pflege sollen bezahlbar bleiben

Bislang hat die Politik keine Lösung für dieses Dilemma gefunden. Tarifsteigerungen und die damit verbundenen höheren Lohnnebenkosten müssen finanziert werden. Höhere Beiträge für die Kassen lehnen aber viele Beitragszahler ab, höhere Selbstbeteiligungen im Krankheits- oder Pflegefall ebenso.
Allerdings müssten schon jetzt die Weichen für die zukünftige Finanzierung sozialer Arbeit gestellt werden. Dafür ist eine ehrliche und offene Diskussion darüber unabdingbar, welche Leistungen solidarisch und gemeinschaftlich finanziert werden und wie die Finanzierung gestaltet werden soll.

Perspektivwechsel: Die diakonischen Einrichtungen und Träger beteiligen sich an diesen Diskussionen und sorgen dafür, dass die Belange der Beitragszahler und Klienten wie auch die Vergütung in den sozialen Berufen in den Fokus rücken. Das bedeutet auch, die eigene Kostenstruktur regelmäßig zu hinterfragen und – wo nötig – Einsparungen und Effizienzsteigerungen vorzunehmen. Denn die diakonischen Träger wollen, dass Pflege und Betreuung in Zukunft für die Menschen bezahlbar bleiben.
Diakonische Einrichtungen sind oft auch in Regionen und Hilfefeldern präsent, aus denen sich der Staat mit seinen Angeboten bereits zurückgezogen hat. Die Refinanzierungslücken, insbesondere für kleinteilige, quartiersbezogene Projekte, sind von den Anbietern sozialer Dienste kaum zu schließen. Dennoch nehmen die diakonischen Unternehmen ihre Verantwortung wahr und versuchen, auch in schwierigen finanziellen Lagen die Angebote aufrecht zu halten: als wichtige Unterstützung für diejenigen, die Hilfe benötigen, aber auch zur Sicherung der Arbeitsplätze für die Mitarbeitenden.

» Knappe Ressourcen gezielt einsetzen und neue erschließen

Die wirtschaftliche Lage der Kommunen ist deutschlandweit sehr unterschiedlich. Etliche Gemeinden sind jedoch finanziell überfordert und mussten bereits in den vergangenen Jahren ihr freiwilliges Angebot an sozialen und kulturellen Leistungen kürzen. In den kommenden Jahren wird sich dieser Trend noch verstärken, denn ab 2020 greift die „Schuldenbremse“.

Finanzlage der Kommunen bedenken

Diese Entwicklung betrifft auch diakonische Unternehmen. Die Kommunen sind oft Auftraggeber von sozialen Diensten, z.B. in der Jugendhilfe. Außerdem beraten sie Angehörige bei der Wahl eines geeigneten Pflegeheims. Einrichtungen, die als vergleichsweise „teuer“ gelten, haben geringere Chancen, von den Kommunen empfohlen oder belegt zu werden.
Insbesondere zeigt sich dies, wenn Pflegebedürftige und deren Angehörige die Kosten der Selbstbeteiligung nicht finanzieren können und die Kommunen die Leistungen der Pflegeeinrichtung mit den „Hilfen zur Pflege“ finanzieren müssen. Die Erfahrung lehrt, dass dann die günstigsten Anbieter am Markt bevorzugt werden.

Perspektivwechsel: Die Diakonie war seit ihrer Gründung innovativ und hat sich unterschiedlichen Rahmenbedingungen angepasst. Der sorgsame Umgang mit finanziellen Ressourcen ist für diakonische Träger selbstverständlich. Es gilt aber weiterhin, Einsparmöglichkeiten zu finden, um am Markt zu bestehen. Arbeits- und Tarifregelungen, die aus der Praxis für die Praxis entwickelt werden, tragen dem Wettbewerbsgedanken Rechnung und sorgen dafür, dass qualifizierte Fachkräfte gute Arbeitsbedingungen in der Diakonie finden.
Darüber hinaus suchen diakonische Einrichtungen nach neuen Formen der Finanzierung. Kooperationen mit Stiftungen, klassisches Fundraising oder auch neue Ansätze wie Crowdfunding tragen dazu bei, innovative Projekte zu realisieren.

» Mit Innovationen Antworten für die Zukunft finden

Diakonie ist aus Tradition innovativ. Heute gehört es selbstverständlich dazu, neue Technologien zu entwickeln und zu nutzen. Wie sich unsere Welt zum Beispiel durch die zunehmende Digitalisierung verändert, wird derzeit intensiv diskutiert.

Chancen der Digitalisierung nutzen

Für die diakonischen Unternehmen bedeutet dies Herausforderungen auf zwei Ebenen: Zum einen werden auf Internetportalen Leistungsversprechen von (potenziellen) Kunden bewertet und überprüft. Zum anderen bieten einzelne Internetplattformen Leistungen an bzw. vermitteln diese, die auch von diakonischen Einrichtungen erbracht werden. Daraus erwächst eine neue Konkurrenz für etablierte Anbieter.

Perspektivwechsel: Die ersten Erfahrungen zeigen: Diakonische Einrichtungen profitieren von den neuen Vergleichsmöglichkeiten im Internet. Oft wird das besondere Profil gelobt und ihr Engagement gewürdigt. Es ergibt sich zudem die Möglichkeit, auf eine neue Art und Weise in den Dialog mit den Klienten und deren Angehörigen zu treten.

Die Innovationskraft der Diakonie setzt sich auch heute durch: Etliche diakonische Unternehmen haben eigene Einrichtungen gegründet, in denen neue Geschäftsmodelle ausprobiert werden oder sie kooperieren mit Start-ups. So gestalten die diakonischen Träger auch diesen Bereich aktiv mit.

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