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Interview | Recruiting in Zeiten von Corona

Wir haben mit Jana Achtert, Leitung Recruiting & Personalmarketing bei der Stephanus-Stiftung gesprochen.

Die Corona-Pandemie stellt  diakonische Unternehmen auch bei der Mitarbeitergewinnung vor immense Herausforderungen. Pflegekräfte und andere Mitarbeitende sozialer Berufe sind unverzichtbar und werden dringend gesucht. Wie äußert sich dies im Kontakt mit potentiellen Bewerbern bei der Stephanus-Stiftung?
Jana Achtert:  Als einer der größeren Sozialunternehmen in der Region haben wir einen hohen Bedarf an qualifiziertem Personal. Auch in der Krise treiben wir die Suche etwa über Active Sourcing via Social Media  voran. Zurzeit zeigt sich ein wachsendes Interesse von Pflegekräften aus Krankenhäusern, die in die Altenpflege wechseln wollen. Auf unsere Minijob-Ausschreibungen melden sich verstärkt Interessenten aus dem Gastronomie- und Hotelbereich. Aber auch Fachkräfte wie Heilerziehungspfleger, Lehrer, Pfleger und Erzieher, die nun in der Kurzarbeit sind, kommen  vermehrt auf uns zu. Der Arbeitsmarkt scheint sich zu drehen. Das ist eine große Chance, den sozialen Bereich auch personell zu stärken. Wir hoffen auch nach der Krise auf einen positiven Effekt für soziale Berufsbilder und Gewinnung neuer Mitarbeitender.

Was bedeuten die Einschränkungen für das Recruiting ganz konkret?
Gerade zu Beginn des „Lockdowns“  war deutlich weniger los, denn Einstellungen sind derzeit auf ein Minimum begrenzt. Prämisse war und ist, die Herausforderungen mit dem bestehenden Personalstamm zu bewältigen. Der Schutz von Klienten und Mitarbeitenden vor Ort hat oberste Priorität. Zeitgleich arbeiten wir aber auch an Lösungen für den Fall, dass Einrichtungen nach einer Infektionswelle mehr Personal benötigen. Wir bauen einen Personalpool mit Springern auf, um eine Antwort auf mögliche weitere infektionsbedingte Zutrittsrestriktionen zu haben. 

Und wenn ein interessanter Kandidat bei den Bewerbungen dabei ist, wie geht es weiter?
Die Kontaktbeschränkungen erfordern kreative Mittel. Zu Beginn der Coronamaßnahmen gab es teils kuriose Konstellationen, wo Bewerbungsgespräche vom Hof aus mit angekipptem Fenster durchgeführt worden sind. Jetzt wird ein Großteil der Bewerbungsgespräche aber durch Führungskräfte in den einzelnen Bereichen der Stephanus-Stiftung über microsoft teams geführt. Auf sonst übliche Hospitationen in pflegerischen Berufen wurde größtenteils ganz verzichtet. Zudem haben sich Teams gebildet, sodass  - wenn nötig -  immer die gleichen Personen Gespräche führen und Kontakte für Einrichtungen und Mitarbeitende bestmöglich reduziert werden.

Im Angesicht der Krise – wie ist die Stephanus-Stiftung aufgestellt?
Es hat sich als sehr positiv gezeigt, dass in den letzten Jahren Arbeitssicherheit und QM-Hygiene neu aufgestellt wurden. Corona hat definitiv die Digitalisierung in der Stiftung vorangetrieben und den Zusammenhalt in den Häusern gestärkt. Alle arbeiten gemeinsam konzentriert zum Schutze der Bewohnerinnen und Bewohner. Dankbarkeit und Verständnis ist auf allen Seiten groß. Die Kommunikation durch den eigens eingerichteten unternehmensinternen „Corona-Vorsorge-Stab“ funktioniert und nimmt den Beschäftigten unaufgefordert Sorgen etwa vor möglichen Jobverlusten. Sicherheit und Zuversicht  sind sehr wichtig in diesen unsicheren Zeiten.

Jana Achtert leitet das Recruiting & Personalmarketing bei der Stephanus-Stiftung. Die Stephanus-Stiftung und ihre Tochterunternehmen sind mit 130 Einrichtungen und mehr als 4200 Mitarbeitenden im gesamten Spektrum sozialer, betreuender und pflegerischer Dienste in der Region Berlin und Brandenburg tätig.

www.stephanus.org 

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