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Zero-Emmission-Hospital - wie das Ev. Krankenhaus Hubertus seit mehr als 20 Jahren Vorreiter in Sachen Klimaschutz ist

Seit 20 Jahren ist das Evangelische Krankenhaus Hubertus Vorreiter in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Das Ziel des Unternehmens: Klimaneutralität bis 2050. Dafür wurde vor gut zwei Jahren eine neue Stabstelle geschaffen. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin Laura-Marie Strützke berichtet über ihren Arbeitsalltag als Klimamanagerin.

Hubertus erhielt 2001 als erstes deutsches Krankenhaus das Siegel Energie sparendes Krankenhaus des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das Herzstück für eine gute Klimabilanz bildet das hauseigene Blockheizkraftwerk, womit wir rund zwei Drittel des Stromverbrauchs sowie die Hälfte des jährlichen Heizbedarfs unserer 200-Betten-Klinik decken. Um Trinkwasser zu sparen, wird unsere sechs Hektar große Parkanlage seit 2010 mit Regenwasser aus einem umfunktionierten Öltank auf dem Klinikgelände bewässert. Ich darf sagen, wir verfügen über eine sehr solide Grundlage. Aber das reicht noch lange nicht aus. Um eines vorwegzunehmen – Klimaschutz ist kein Thema zur Wettbewerbsstärkung zwischen den Krankenhäusern. Wir haben diese Klimakrise gemeinsam verursacht und jetzt sollte es einzig darum gehen, sie gemeinsam aufzuhalten. 

Projekt KLIKgreen

Meine Arbeit als Klimamanagerin im Evangelischen Krankenhaus Hubertus begann 2019 mit dem vom BUND geförderten Projekt KLIKgreen – Krankenhaus trifft Klimaschutz. Dahinter steht
ein bundesweites Netzwerk aus 250 Krankenhäusern und Reha- Kliniken, das bis April 2022 mit vereinten Kräften 100.000 Tonnen CO2 einsparen will. Über Fortbildungen und Workshops sowie Beratung in klimarelevanten Fragen fördert KLIK den transparenten Austausch und die Umsetzung konkreter Klimaschutzmaßnahmen. Innerhalb unseres Kernteams für Klimamanagement – bestehend aus Geschäftsführer Dr. med. Matthias Albrecht, seiner Assistentin Leonie Höfert und meiner Person – treffen wir uns einmal monatlich. Zu Beginn von KLIKgreen haben wir für unser Haus zehn Hauptklimaprojekte definiert. Daraus ist mittlerweile ein dynamischer Prozess entstanden. Neue Ideen kommen hinzu, andere stehen pandemiebedingt auf der Warteliste.

Das Gelände des Krankenhauses ist durch den BUND als naturnahe Parkanlage gewürdigt. Unter der Erde befindet sich ein Regenwasserauffangbecken mit einer Größe von 22 x 5,6 Metern. Der Tank fasst rund 1,4 Millionen Liter. Aus ihm wird neben der Parkbewässerung auch das Feuerlöschsystem gespeist. Zu unseren Sofortmaßnahmen gehörten beispielweise die Umstellung auf Duplexdruck im gesamten Krankenhaus sowie ein erhöhter Einsatz von Recyclingpapier. Sehr schnell wurde auch die Beleuchtung auf der Intensivstation effizienter gestaltet. Wir  nutzen ausschließlich LEDs und in Abstellräumen, Umkleiden und Teeküchen sind Bewegungsmelder installiert. In zwei  Gebäudeabteilungen sorgen Fensterfolierungen für eine reduzierte Sonneneinstrahlung. Damit sind die Räume ohne Klimaanlage im Sommer um bis zu acht Grad kühler als zuvor. Das steigert natürlich auch bei den Mitarbeitenden die Akzeptanz für unsere Klimaarbeit.

Klimaschutz hat ein Gesicht

Aus der Pflege zu kommen, empfinde ich im Klimamanagement als großen Vorteil. Ich bin es gewohnt, mit verschiedenen Berufsgruppen in Kontakt zu sein. Das macht es leichter, in den hierarchischen Strukturen des Krankenhausalltags, Transformationsprozesse anzuschieben. Die meisten Kollegen und Kolleginnen reagieren neugierig oder sind erleichtert darüber, dass der Klimaschutz in unserem Haus – im wahrsten Sinne – ein Gesicht hat. Ob wir Bewerbungen aufgrund unserer Klimafreundlichkeit erhalten, ist (noch) nicht auszumachen. Offensichtlich ist aber: gleich und gleich gesellt sich gern. Wer sich für ein Krankenhaus mit rund 350 Mitarbeitenden entscheidet, sucht die familiäre Atmosphäre und bringt in der Regel eine hohe Bereitschaft für gemeinsame Projekte mit. In diesem Jahr haben wir zum zweiten Mal an der AOK-Aktion Mit dem Rad zur Arbeit teilgenommen und durch ein internes Gewinnspiel zusätzlichen Anreiz geschaffen. Die Resonanz teilen wir auf unserem Instagram-Kanal. Hier informieren wir jeden Dienstag – unserem Greenstag – über unsere Klimaarbeit. Zusätzlich wird halbjährlich ein Klimaletter an das Kollegium versendet, in welchem wir Fortschritte zusammenfassen und Ziele ankündigen. Zu den Mammutprojekten gehörte in den vergangenen Monaten die Entwicklung einer dreistündigen Video-Klimafortbildung für alle Mitarbeitenden. Sie kann von zuhause aus absolviert werden und gilt als Arbeitszeit. Der Kurs vermittelt grundlegendes Wissen über die Auswirkungen der Klimakrise auf unsere Gesundheit sowie das Gesundheitssystem.

Was bringt die Zukunft?

Wir wollen damit das Verständnis und Interesse für notwendige Anpassungen fördern, die das berufliche Handeln direkt betreffen – etwa Änderungen gewohnter Arbeitsabläufe oder der Einsatz neuer Technik. In unserem OP-Bereich läuft aktuell ein Pilotprojekt zur Rückresorption und Recycling von Narkosegas. Die ausgeatmeten Narkosegase werden aufgefangen, wiederaufbereitet und erneut eingesetzt – ein Meilenstein, sollte sich das Verfahren bewähren. Woran wir zudem fortlaufend arbeiten, ist die Speisenversorgung. Interne Caterings veranstalten wir bereits vegetarisch. Jetzt geht es darum, die Regionalität und Saisonalität des Essens zu verbessern. Vorhaben wie diese kommunizieren wir als Klimateam auch gezielt innerhalb der Johannesstift Diakonie gAG, in deren Trägerschaft das Evangelische Krankenhaus Hubertus steht. Mit Erfolg: An einer Kantine der Zukunft arbeitet auch die neu gegründete Klimaschutz-AG des Unternehmens. Mit dieser Arbeitsgemeinschaft sind nun die Weichen für konzernübergreifende Maßnahmen in unserem diakonischen Unternehmensverbund gestellt.


Dieser Artikel erschien im VdDD-Mitgliedermagazin 02/2021 "diakonie unternehmen". Öffnen Sie hier den Artikel als PDF-Dokument.

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