„Kein Motor ohne Diakonie“

Wie eine metallene Stange diakonisches Unternehmertum, Teilhabe und die Autoindustrie verbindet

Im hessischen Ziegenhain befindet sich eine Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). Viele werden sich diese als einen Ort vorstellen, an dem es ruhig und beschaulich zugeht. Wer aber den 1.500 Quadratmeter großen, rechteckigen Bau mit dem typischen lilafarbenen Hephata Diakonie Schriftzug an der Eingangstür betritt, wird dieses Bild schnell korrigieren müssen:

Surrende Maschinen. Sprühende Funken. Fleißige Hände schrauben, montieren, fräsen. An den zahlreichen in der Halle befindlichen Maschinen, die teils computergesteuert sind, sitzen konzentrierte Arbeitskräfte. Sie montieren Metallaufbauten, verkabeln Elektrik und schweißen Werkstücke zusammen. Mehr als 140 Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen arbeiten in der Werkstatt. Dazu kommen mehr als 20 weitere pädagogisch geschulte und fachlich versierte Mitarbeitende. Welchen bedeutenden wirtschaftlichen Beitrag diakonische Unternehmen wie die Hephata Diakonie hier leisten, gerät in der öffentlichen Wahrnehmung oft in den Hintergrund.

Diakonische Unternehmen tragen als Partner des Mittelstands zur Standortsicherung und Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft bei. Sie stellen beispielsweise zentrale Bestandteile für Motoren her, ohne die kein Auto vom Fließband fahren kann. Als regionale Zulieferer stärken sie so mit ihren qualitativ hochwertigen Produkten das Label „Made in Germany“ im In- wie Ausland und haben sich so als eine unverzichtbare Stütze in der deutschen Wirtschaft etabliert.

Ein Beleg hierfür ist eine 75 Zentimeter lange Gewindestange, die in der Ziegenhainer Werkstatt hergestellt wird. „Wir produzieren hier unter anderem im Jahr mehr als 500.000 Gewindestangen für Motorblöcke. Diese Stangen werden in der Autoindustrie eingesetzt, um die Gussformen von Motorblöcken zusammenzuhalten. Ohne die Stange würde der Motor vieler bekannter Automobilhersteller nicht funktionieren, da die Blöcke nicht sauber gegossen werden könnten und bei Inbetriebnahme auseinanderwandern würden. Das heißt „kein Motor, ohne Diakonie“. Ohne ein Stück Hephata, keine Bewegung“, betont der Bereichsleiter der Werkstätten, Hans-Günter Kripko.

Die Bandbreite an Aufgaben in der Metallwerkstatt ist darüber hinaus vielfältig - von der Arbeit an modernen CNC-Fräsen bis hin zu einfachen Verpackungsarbeiten ist alles dabei. Eines der bekanntesten Produkte sind die Hephata-Autoanhänger. Sie werden in verschiedenen Maßen komplett in der Ziegenhainer Werkstatt hergestellt und deutschlandweit verkauft, vor allem aber an Kunden aus der Region.

Dank diakonischer Innovationsstärke werden mit neuen Angeboten die Hilfs- und Beschäftigungsangebote für Menschen mit Behinderung stets weiter ausgebaut, so dass auch in Zukunft durch nachhaltiges Wirtschaften wichtige Arbeitsplätze erhalten und die Werkstätten als ein Teil des Pfades zu Teilhabe und Inklusion weiter ausgebaut werden können. Erfolgreich gestaltet sich beispielsweise die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen aus der Pharma-Branche. Hier kann die WfbM der Hephata Diakonie immer wieder durch individuell gefertigte Produkte eine wichtige Unterstützung leisten.

Die Übergänge von Beschäftigten in den ersten Arbeitsmarkt werden fließender. Rund 60 Klienten konnten beim Übergang in den letzten Jahren begleitet werden – bei Praktika, Betriebsintegrierter Beschäftigung oder sogar der Vollvermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt. Gleichzeitig unterstützt das diakonische Unternehmen aber auch Personen mit hohem Assistenzbedarf und stellt für sie angemessene Aufgabenfelder bereit, um Teilhabe auch in diesem Bereich weiter zu unterstützen.

„Als Betreiber von Werkstätten für Menschen mit Unterstützungsbedarfen sind diakonische Unternehmen nicht nur attraktive Arbeitgeber, die sinnstiftende Tätigkeiten bieten und durch ihre Angebote zentrale Partner des ansässigen Mittelstands sind. Sie sind zentrale ‚Teilhabeverschaffer‘ für Menschen mit Behinderung. Sie begleiten sie von Anfang an durch individuelle sogenannte Teilhabepläne sowie Fort- und Weiterbildungen“, betont Kripko.



Die Hephata Diakonie mit Stammsitz in Schwalmstadt-Treysa und mehr als 50 Standorten in Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern beschäftigt rund 3.000 Mitarbeitende in den Arbeitsfeldern der Jugend- und Behindertenhilfe, der Rehabilitation, Psychiatrie, Psychologie und Neurologie, der Wohnungslosenhilfe, Pflege und Betreuung von Senioren und kranken Menschen, in Förderschulen und der beruflichen Bildung sowie in der Ausbildung in sozialen und pflegerischen Berufen.

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