Wie diakonische Akteure die europäischen Werte stärken können

Zu mehr Engagement im europapolitischen Diskurs hat die Präsidentin der Europäischen Bewegung Deutschland, Dr. Anna-Maija Mertens, die diakonischen Unternehmen ermutigt. „Mit Ihrer Arbeit stützen Sie die europäische Wertegemeinschaft“, sagte sie am 15. Mai vor der Mitgliederversammlung des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD) in Berlin. Europäische Politik beginne im Alltag – im Unternehmen, im Verband, im Dialog. Auch kontroverse Debatten seien dabei wichtig.

 

In Politische Bildung intensivieren

In der anschließenden Aussprache wurde die Bedeutung der politischen Bildung durch diakonische Unternehmen hervorgehoben. Die europäischen Werte sollten in die diakonischen Profile mit aufgenommen werden. Dr. Mertens betonte, auch die Diakonie trage Verantwortung für das soziale Fundament Europas. „Es braucht Stimmen, die für ein Europa der Würde, der Solidarität, der Vernunft einstehen.“ Zuvor hatte der VdDD-Vorstandsvorsitzende, Dr. Ingo Habenicht, zum Dialog und Brückenbauen ermutigt: gelebte Nächstenliebe sei Friedensarbeit. Er sprach sich dafür aus, im Gespräch mit all denjenigen zu bleiben, die die Menschenwürde anerkennen. Die Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Elke Ronneberger, unterstrich die Wichtigkeit der sozialen Infrastruktur, die bei anstehenden Investitionen mitgedacht werden müssten. „Innere und äußere Sicherheit sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden.“

Tariferhöhungen und knappe Kassen als Belastung

Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Dr. Max Mälzer, wies in seinem Bericht auf die wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche hin: Diakonische Tarife seien mit dem Ziel, die Attraktivität sozialer Berufe zu erhöhen, stärker gestiegen als in anderen Branchen. Hierzu brauche es die notwendige Refinanzierung. Thomas Sopp, stellvertretender Vorsitzender der Begleitkommission des VdDD, verwies darauf, dass Kommunen ihre Tariferhöhungen beispielweise in ihren Krankenhäusern querfinanzieren könnten – eine Option, die die gemeinnützigen diakonischen Unternehmen nicht hätten. Die Liquiditätsengpässe in den öffentlichen Haushalten dürften – auch vor diesem Hintergrund – nicht zulasten der diakonischen Träger gelöst werden, hieß es in der Aussprache.

Mit KI effektiver und effizienter werden

Rolf Baumann, stellvertretender Geschäftsführer und Bereichsleiter Ökonomie, stimmte auf einen Umbau der Sozialleistungssysteme ein, da die finanziellen Herausforderungen nicht über zusätzliche Bundeszuschüsse lösbar seien. Insbesondere steigende Zinslasten und die Tilgung der Sondervermögen führten in den kommenden zehn Jahren zu einer zusätzlichen Belastung des Bundeshaushalts um bis zu 80 Milliarden Euro jährlich. Durch den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz seien aber auch Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen möglich.

Hannemann wird stellvertretende Vorsitzende

Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde der stellvertretende Vorsitzende Hubertus Jaeger für seinen langjährigen Einsatz im Verbandsvorstand gewürdigt. Seit 2009 ist Jaeger im Vorstand und war seit 2012 (mit Unterbrechung) stellvertretender Vorsitzender. Zum kommenden Monat übergibt er diese Position an seine Vorstandskollegin Pastorin Johanne Hannemann.

Über den Verband

Der Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland e.V. (VdDD) vertritt als diakonischer Bundesverband die Interessen von über 200 Mitgliedsunternehmen und Regionalverbänden mit mehr als 580.000 Beschäftigten. Schwerpunkte der Verbandsarbeit sind die Weiterentwicklung des kirchlich-diakonischen Tarif- und Arbeitsrechts, Themen aus Personalwirtschaft und -management sowie die unternehmerische Interessenvertretung.