Essen mit Verantwortung
Nachhaltige Ernährung fördert die Gesundheit, schützt das Klima und entlastet die Volkswirtschaft. Auf der 5. Strategietagung Nachhaltigkeit von V3D, Diakonie Deutschland und KD-Bank zeigte Stephanie Wunder vom Think Tank Agora Agrar Handlungsoptionen auf.
Laut dem Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz IPCC) ist eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle gesichert, wenn Politik und Gesellschaft rasch handeln. Während in Deutschland in den vergangenen Jahren im Energie- und Industriebereich deutlichere Fortschritte bei der Treibhausgas-Reduktion erzielt wurden, bleibt in der Landwirtschaft noch viel Minderungspotenzial ungenutzt. Hinzu kommt: „Eine nachhaltigere und gesündere Ernährung könnte weltweit die Gesundheitssysteme vor hohen Kosten schützen“, so Wunder. Laut einer Studie der Universität Hamburg belaufen sich die ökonomischen Kosten allein von Adipositas (Fettleibigkeit) in Deutschland pro Jahr auf mehr als 60 Milliarden Euro.
Nachhaltige Verpflegung muss attraktiver werden
Diakonische Unternehmen haben das Potenzial, hier Einfluss zu nehmen: Durch Anpassungen in der Gemeinschaftsverpflegung und des Speisenangebots der angeschlossenen Cateringunternehmen. Wunder betont, dass es nicht ausreicht, Informationen bereit zu stellen. Gesunde und nachhaltige Angebote in Kantinen, Restaurants und der Gemeinschaftsverpflegung müssten leichter verfügbar, erschwinglich und attraktiver werden. „Sozialunternehmen können als wichtige Multiplikatoren eine zentrale Rolle für eine gesunde und nachhaltige Ernährung übernehmen - nicht nur, indem sie Verpflegungskonzepte in ihren Einrichtungen weiterentwickeln, sondern auch, indem sie über die Relevanz von Ernährung in der Gesellschaft und gegenüber der Politik kommunizieren.“
Über die Strategietagung Nachhaltigkeit

Unter dem Motto "Ran an die Wertschöpfungsketten!" fand am 22. und 23. Mai die 5. Strategietagung Nachhaltigkeit in Berlin statt. Gemeinsam mit der Diakonie Deutschland und der KD-Bank beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Einsparpotenzialen im Scope3-Bereich, insbesondere bei der Verpflegung, Beschaffung und Mobilität.
Marketing beeinflusst Akzeptanz
Auch die Kommunikation und Darbietung spielt laut Wunder bei der Ernährungs-Transformation eine wichtige Rolle. Konsumentinnen und Konsumenten greifen deutlich öfter zu, wenn der Geschmack, die Herkunft der Zutaten und auch der Genuss im Mittelpunkt stehen. Studien zeigen zudem, dass die Nutzung der Attribute “
„vegan” und „vegetarisch” bei der Vermarktung der Gerichte nicht hilfreich ist. Gut hingegen funktionieren ergänzende Symbole oder eine Legende, die kennzeichnen, welche Gerichte auch für Menschen geeignet sind, die sich vegetarisch ernähren. Auch die Platzierung auf dem Buffet oder der Speisekarte beeinflusst die Auswahl. Preisanreize für gesunde und nachhaltige Gerichte können die Entscheidung zusätzlich erleichtern.
Mehr politisches Engagement gefordert
Neben dem, was diakonische Unternehmen bereits jetzt selbst umsetzen könnten, ermutigt Wunder auch zu einem verstärkten politischen Engagement, um sich für bessere politische Rahmenbedingungen für eine gesunde und nachhaltige Ernährung einzusetzen. Dazu gehören finanzielle Anreize für eine nachhaltigere Ernährung – etwa durch eine schrittweise höhere Mehrwertsteuer auf tierische Produkte und eine niedrigere auf Obst und Gemüse. Auch ein Bundesprogramm für eine gesunde, nachhaltige und sozial gerechte Verpflegung in Kitas und Schulen sei ein zentraler Baustein. Zudem sei es wichtig, die Polarisierung in Ernährungsfragen zu überwinden – schließlich sei eine gesunde, nachhaltige Ernährung eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Die diakonischen Unternehmen könnten daran mitwirken, dieses Ziel zu erreichen.
Zur Person

Stephanie Wunder leitet seit 2022 bei Agora Agrar das Team nachhaltige Ernährung. Agora Agrar erarbeitet wissenschaftlich fundierte und politisch umsetzbare Konzepte für eine nachhaltige und zukunftsfähige Ernährung, Land- und Forstwirtschaft. Zuvor war die Diplom-Ingenieurin fast zwei Jahrzehnte bei der Denkfabrik „Ecologic Institute“ als Expertin für Landnutzungspolitik und Ernährungssysteme tätig.
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