Einweg-Kleidung verursacht allein in Operationssälen jährlich rund 60.000 Tonnen CO2. Nachhaltig orientierte Textilhersteller bieten Alternativen an. Bei der Strategietagung Nachhaltigkeit stellte Unternehmer Stephan Richtzenhain seine Lösungen vor. 

Rund 16,5 Millionen Operationen wurden im Jahr 2023 deutschlandweit durchgeführt. In kaum einem anderen Bereich sind die Hygieneanforderungen höher: Gesichtsmaske, Kopfbedeckungen, OP-Kittel und Handschuhe gehören zur Standardausstattung des operierenden Personals. In den meisten Fällen wird aus hygienischen Gründen auf Einweg-Kleidung gesetzt. 

Doch aus Sicht des Textilunternehmens Sitex muss das nicht sein: Der Marktführer im Bereich der textilen Vollversorgung von Krankenhäusern setzt bereits seit vielen Jahren auf nachhaltige Konzepte. Durch die Nutzung textiler OP-Mehrweg-Sets könne die CO2-Bilanz in diesem Bereich um 62 Prozentpunkte verbessert werden, rechnet Unternehmenschef Richtzenhain vor. Zudem lasse sich auf diese Weise 80 Prozent Abfall einsparen. Und auch unter ökonomischen Gesichtspunkten kann sich das Angebot mit der Einweg-Industrie messen lassen: Denn Sitex liefere quasi direkt in den OP und stelle die Sets bedarfsgerecht auch bei kleineren Bestellmengen zusammen. So sparen sich die Häuser Lagerkosten und müssen nicht hohe Mindestmengen von Zusatzartikeln abnehmen, die sie gar nicht benötigen. 

Intelligente Verbrauchssteuerung 

Auch außerhalb der OP-Räume setzt das Familienunternehmen auf innovative Konzepte: Ein Schlüssel dabei ist eine intelligente Verbrauchssteuerung der Textilmaterialien, die beispielsweise in einem Krankenhaus oder Pflegeheim benötigt werden. Vom Geschirrtuch über das Spannbettlaken bis hin zur Inkontinenzunterlage werden die Verbräuche gemessen und optimiert. Mit großen Krankenhaus-Ketten wurden über Jahre Benchmarkts entwickelt, anhand derer nun die Kunden ihre Zielwerte für den Wäsche-Verbrauch definieren können. „Dadurch, dass die Wäsche einen Wert bekommt, steigt die Sensibilisierung, die Verbrauchsgewohnheiten anzupassen“, sagt Richtzenhain – wohl wissend, dass sein Unternehmen bei geringerem Verbrauch auch weniger verdient. Kurios: Mitunter habe er beobachtet, dass der Wäscheverbrauch bei sinkender Belegung steigt – weil das Personal mehr Zeit hat, sich um den (vielleicht unnötigen) Austausch von Bettwäsche oder Handtüchern zu kümmern.  Seit 2022 sind zudem alle Textilien mit dem grünen Knopf zertifiziert. Das Siegel steht für sozial und ökologisch nachhaltig produzierte Textilien.  

Über die Strategietagung Nachhaltigkeit

Unter dem Motto "Ran an die Wertschöpfungsketten!" fand am 22. und 23. Mai die 5. Strategietagung Nachhaltigkeit in Berlin statt. Gemeinsam mit der Diakonie Deutschland und der KD-Bank beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Einsparpotenzialen im Scope3-Bereich, insbesondere bei der Verpflegung, Beschaffung und Mobilität. 

Holzfasern statt Baumwolle

Und noch eine andere Besonderheit weist die Bekleidung von Sitex auf: Seit zehn Jahren setzt man bei der Herstellung der Pflegebekleidung auf TencelTM-Gewebe. Statt Baumwolle oder Polyester werden die Fasern aus Holz aus nachhaltiger deutscher und österreichischer Forstwirtschaft hergestellt. Zunehmend werden auch Reste der Holzindustrie weiterverarbeitet. Jahrelang hat das Unternehmen mit dem Hersteller daran getüftelt, damit die Kleidung sowohl die Ansprüche an den Tragekomfort als auch ökonomische Kriterien erfüllt. „90 % unserer Pflegebekleidung wird heute aus diesem nachhaltigen Gewebe hergestellt“, sagt Richtzenhain.  

Abfall wird wiederverwertet 

Doch jedes Kleidungsstück erreicht irgendwann einmal das Ende seines Lebenszyklus und muss entsorgt werden. Doch auch hier setzt Sitex auf Wiederverwertung: Im vergangenen Jahr sind 82 Prozent der Textilabfälle Recyclingsystemen zugeführt worden. Der Großteil (227 Tonnen) wurde zu anderen Textilprodukten weiterverarbeitet, ein kleiner Teil (11 Tonnen) konnte noch in Second Hand umgesetzt werden.  

Über das Unternehmen Sitex

1947 gründete Otto Richtzenhain im ostwestfälischen Minden die Simeonsbetriebe, aus denen 20 Jahre später Sitex als erste private Krankenhaus-Zentralwäscherei in Deutschland hervorging. Heute beschäftigt das Unternehmen 5.000 Mitarbeitende und liefert textile Dienstleistungen für 7.000 Kunden aus dem Gesundheitswesen, Pflege sowie Industrie, Handel und Handwerk.   

Passende Lieferanten ausfindig machen

Das Beispiel Sitex zeigt, dass auch im Bereich der Wäschereinigung bzw. Lieferketten großes Potenzial zur Verbesserung der Nachhaltigkeit bzw. des Klimaschutzes besteht. Es gilt, gezielt die Lieferanten in der jeweiligen Branche ausfindig zu machen, die aus Eigenmotivation auf nachhaltige Konzepte setzen und entsprechend innovativ tätig sind. Auch gezielte Gespräche mit vorhandenen Lieferanten können impulsgebend für Veränderungen in deren Arbeitsprozessen und Klimabilanzen sein. Der sog. Scope 3 Bereich kann je nach Einrichtungsart bis zu zwei Drittel der CO2-Emissionen in Unternehmen des Gesundheits- und Sozialwesens umfassen. Klimaneutralität ist daher nur zu erreichen, wenn die Lieferketten in enger Zusammenarbeit mit den Lieferanten analysiert und optimiert werden. Sitex steht hier beispielhaft für Unternehmen, die sich in umfassendem Sinne der Verantwortung für nachhaltiges Wirtschaften stellen. 

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Die Illustration zeigt weiße Stadtgebäude vor grünem Hintergrund mit Windrädern und Bäumen.
Illustration: iStock

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