Silver worker in diakonischen Unternehmen
Angesichts des Arbeitskräftemangels wird es wichtiger, ältere Arbeitnehmende nicht vorzeitig ziehen zu lassen und im Idealfall sogar über den Eintritt in das Rentenalter hinaus weiter zu beschäftigen. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ansätze.
Lieber Altersteilzeit als Freistellung
Anfang 2023 hat der Neukirchener Erziehungsverein Zeitwertkonten eingeführt. Die Mitarbeitenden können auf Wunsch einen Teil des Gehalts oder auch Sonderzahlungen sowie Überstunden einzahlen und dieses Guthaben dann flexibel einsetzen. „Allein das Angebot macht uns auf dem Arbeitsmarkt attraktiver, da die Work-Life-Balance zunehmend für die Mitarbeitergewinnung und –bindung an Bedeutung gewinnt“, erläutert Personalleiter Stephan Hambuch. Das Unternehmen betreut sowohl stationär als auch ambulant Kinder, Jugendliche, Senioren, Menschen mit Behinderungen und setzt dabei auf einen generationenübergreifenden Personalmix. Statt dem Blockmodell für ältere Beschäftigte – bei dem nach dem „aktiven Teil“ der Altersteilzeit eine passive Phase (also Freistellung) folgt – setzt man auf das Teilzeitmodell. In diesem Fall ist es möglich, durch das angesparte Zeitwert-Guthaben die Arbeitszeit beispielsweise für einige Monate oder Jahre bis zum Renteneintritt zu reduzieren. „Das ermöglicht uns, die Erfahrung des älteren Mitarbeitenden zu nutzen und andere Aufgaben beispielsweise durch eine junge Teilzeitkraft aufzufangen.“ Von den etwa 2.400 Beschäftigten hätten zwar bislang nur 25 Mitarbeitende das Angebot eines Zeitwertkontos in Anspruch genommen – für den Personalmarketingmix sei es aber unverzichtbar.
Jobbeginn mit Renteneinstieg
Bei der Diakonie Düsseldorf sind derzeit 1,4 Prozent der 3.400 verwalteten Mitarbeitenden bereits im Rentenalter; etwa jeder Fünfte davon kam erst mit dem Eintritt in den Ruhestand zur Diakonie. „Bislang läuft das über Mund-zu-Mund-Propaganda oder Hinweise der Einrichtungsleitungen, es gibt noch keine zielgerichteten Marketingmaßnahmen“, berichtet die Leiterin für Personaladministration, Anne Stallbaum. Auch bei der Diakonie Stetten erkennt man das Potenzial der „silver worker“: Aktuell entwickle man Maßnahmen, die eine Tätigkeit im Rentenalter attraktiv machen sollen. In den letzten Jahren habe man festgestellt, dass Mitarbeitende sich vermehrt für eine Beschäftigung auch im „Ruhestand“ interessieren: Derzeit sind dort etwa 80 der rund 4.200 Mitarbeitenden im Rentenalter. „Die Pläne der Wachstumsinitiative der Bundesregierung würden unsere Bemühungen unterstützen, die benötigten Arbeitskräfte länger an die Einrichtung zu binden oder neue zu gewinnen“, sagt Personalleiter Thilo Bachmann.
„Engagierter Ruhestand“ für Postbeamte
Bereits seit einigen Jahren beteiligt sich die Diakonie Kork am Programm „engagierter Ruhestand“. Das Angebot richtet sich an Beschäftigte, die im Zuge der Privatisierung der Postnachfolgeunternehmen vom Stellenabbau betroffen waren. Den meisten der über 200.000 betroffenen Beamten wurden Vorruhestandsregelungen angeboten. Um jedoch abschlagsfrei in den Ruhestand treten zu können, müssen diese einen Bundesfreiwilligendienst leisten oder alternativ binnen drei Jahren 1.000 Ehrenamtsstunden aufweisen. Für Einrichtungen wie die Diakonie Kork sind die „engagierten Ruheständler“ ein Segen: „Wir haben verlässliche, erfahrene Mitarbeitende, die uns über einen längeren Zeitraum von etwa 10-14 Stunden wöchentlich zur Verfügung stehen“, berichtet Sybille Wacker, Ehrenamtskoordinatorin bei der Diakonie Kork. In den vergangenen Jahren hätte man so 10.000 Ehrenamtsstunden erhalten – die meisten seien auch nach dem Ableisten ihrer „Pflichtstunden“ weiterhin engagiert dabei.
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Tobias-B. Ottmar
Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Verbandskommunikation