Interview: Diakonische Unternehmen in der Corona-Krise - Freiwilligendienste

Frau Joelsen, – welche Auswirkungen hat das Corona-Virus auf die Freiwilligendienste bei der Augustinum Gruppe?
Auch die Freiwilligen sind von den Auswirkungen betroffen. Einige sind derzeit freigestellt, z.B. jene, die an Schulen tätig sind oder selbst zu Risikogruppen gehören. Freiwillige in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung, die ursprünglich mit der Begleitung und Unterstützung der behinderten Beschäftigten vor Ort betraut waren, sind in die Fertigung gewechselt. Sie unterstützen bei der Abwicklung von alten Aufträgen aus der Industrie. Auch in den Seniorenresidenzen haben wir die Arbeitsabläufe angepasst. Freiwillige sind dort in festen Teams unterwegs und helfen z. B. beim Verteilen des Mittagessens auf den Etagen, denn das gemeinsame Essen im Restaurant ist aufgrund der Vorsichtmaßnahmen derzeit nicht möglich.

Wie gehen Sie als Unternehmensgruppe damit um?
Natürlich stellt uns die Corona-Krise vor große Herausforderungen. Zunächst war insbesondere die Klärung durch das Bundesministerium wichtig, ob etwa ein Wechsel auf eine andere Einsatzstelle unter den gegeben Umständen unbürokratisch und schnell möglich ist. Wir können in unserem großen Verbund von über 200 Einsatzstellen bundesweit den Wechsel von Freiwilligen – natürlich nur mit deren Zustimmung - in andere Arbeitsbereiche in unserem Hause realisieren. So hat eine Freiwillige etwa von ihrem bisherigen Einsatzort – einer Tagesstätte zur Förderung von Kindern und Jugendlichen im sozial-emotionalen Bereichen – für zwei Wochen in eine Seniorenresidenz gewechselt. Auch bei unseren Wohnangeboten für Menschen mit Behinderung sind wir nun auf Betreuung rund um die Uhr angewiesen und müssen schauen, wie wir das – auch mit der Hilfe Freiwilliger –leisten können. In unseren Einrichtungen haben wir Bedarfe abgefragt, doch wie wir weiter planen und Freiwillige einsetzen, ist jetzt abhängig von den weiteren Vorgaben und Verordnungen zur Eindämmung des Virus‘ von Bund und Ländern.


Was haben Sie bisher aus der Krise für die Zukunft gelernt – wo waren Sie gut aufgestellt und wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Im Augustinum haben wir eine gute Kommunikationsstruktur – das hat sich auch in der Krise gezeigt. Der Informationsfluss von der Zentrale zu den einzelnen Einrichtungsstellen und den Freiwilligen ist gut. Wir sind nah an ihnen dran und alle ziehen an einem Strang.
Im Hinblick auf digitale Angebote wie die Gestaltung von Webinaren und Videokonferenzen müssen wir uns noch besser aufstellen und digitale Kompetenzen und Technik kontinuierlich weiter ausbauen. Denn unsere Seminare für die Freiwilligen fallen aufgrund der Kontaktbeschränkungen aus. Hier suchen wir nach neuen Wegen, wie wir Kontakt halten und uns bundesweit austauschen können. Das wird auch für die Zukunft weiter unsere Aufgabe sein.



Gisela Joelsen leitet die Freiwilligendienste beim Augustinum.


Die Augustinum Gruppe betreibt bundesweit 23 Seniorenresidenzen, zwei stationäre Pflegeeinrichtungen (vorwiegend für Menschen mit Demenz), eine Fachklinik für Innere Medizin sowie zahlreiche Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und mit besonderem Förderbedarf. Mit jährlich ca. 200 Freiwilligendienstleistenden in ganz Deutschland ist die Gruppe breit aufgestellt. Weitere Informationen finden Sie hier: www.augustinum-freiwilligendienste.de